Weihnachten
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Frohe Weihnachten euch allen. Zu guter Letzt hat sich Vorgestern auch bei mir eine weihnachtliche Stimmung eingestellt. (Auch dank Mamas Lebkuchenpacket. Danke :P.)
> Und so kaum es, dass Valentin, Sohn des Stefan (Sohn des Otto), über eine Straße, die das Folk der Neuseeländer zu jener Zeit State-Highway-One nannten, nach Wellington, der Wohnstätte der Familie der Robertsons, zog. Aber es kamen im allerlei Sorgen und Zweifel dabei. Jedoch als er sah, dass die Lande, an denen er vorbeizog, der Heimat [zunehmend] ähnlich sahen, so wusste er, dass er dem Hause des Matt und der Edith nahe war. Es ward wie ein Licht in seiner Seele und er rief aus Halleluja und er pries den Herrn zum Feste der Geburt Jesu mit Freunden und nicht in Einsamkeit zu sein.
Nach meinem letzten Blogeintrag führte die ganze Situation zu einer kleinen, mehr oder weniger produktiven, Aussprache mit meinen WWOOFing Hosts. Um es zusammenzufassen, kann man wohl sagen, dass wir uns wohl etwas falsch verstanden haben und ich insbesondere die Kritik des brummigen Hosts wohl etwas zu streng nahm. In der Folge habe ich versucht, mich nach bestem Willen zu verbessern, war jedoch weiterhin das Gräuelventil für den überarbeiteten Gerrit. Wilhelmina war jedoch so freundlich, mir dann doch immer einmal zu signalisieren, dass ich nicht ganz so schlimm für die beiden bin, wie ich vielleicht annahm. Auch die, für die Weihnachtszeit angereiste Tochter Kina, trug zur Entspannung der Hosts, und damit auch zur Entspannung meiner Situation bei. Schließendlich bin ich dann am 19. Dezember im guten und mit guten Erinnerungen aufgebrochen, reich beschenkt mir einer Flasche Olivenöl und einem Glaß Honig.
Aufgebrochen zu einer wunderbar interessanten Reisewoche. Ich, von mir aus, hätte wohl die letzte Woche vor Weihnachten einfach noch einmal geWWOOFt und habe es Ediths Aufmunterungen zu verdanken, mich zu einer kleinen Rundreise über die Ostküste bis zum Tongariro National Park aufgerafft zu haben. Es brauchte einem arbeitsamen, aber sehr interessanten, Nachmittag end die Route war ausgeplant und die wurden Hostels gebucht.
Nach einer langen, aber sehr Pittoresken fahrt um das East Cape, auf dem der östlichste Leuchtturm der Welt steht und bei dem ich zwei nette deutsche Radler traf, wurde ich äußerst positiv von meinem Hostel überrascht. Nich allein waren die Umgebung und die Einrichtung wunderschön, nein auch bekam ich kostenfrei, aufgrund von Unterfüllung, ein Einzelzimmer mit Sonnenaufgangsblick, den ich, da ich ganz ohne Wecker um 5 Uhr am Morgen erwachte, alsbald genießen durfte. (Um ehrlich zu sein: die Sonne versteckte sich hinter einer Wolke, war also gar nicht direkt zu erkennen, aber das Farbenspiel war dennoch sehr ansehnlich.) Am nächsten Morgen war ich bereits auf dem besten Weg, nach Gisborne weiter zu fahren, kam aber zu meinem Glück, dass mich wohl die ganze Woche verfolgte, mit einem Schweizer Radreisenden ins Gespräch. Ich entschied, noch eine Nacht im Hostel zu verweilen und brach, zusammen mit dem Schweizer, zu einem sehr lohnenswerten Tagesausflug auf. Der East-Coast scheint sehr beliebt unter Radfahrern zu sein, sodass es im Hostel neben Anraud auch noch zwei niederländische- und einen britischen Radfahrer gab. Zurück zum Faden: Arnaud und ich wanderten also zu Cooks Cove, einer kleinen Bucht, die Captain Cook bei seiner Umsegelung Neuseelands entdeckt, und als besonders, außergewöhnlich schön befunden hat. Und auch wir konnten diesem Urteil nur zustimmen, bot die Bucht doch einen Anblick, wie ein Photo aus dem Reisemagazin. Sogar im eiskalten Wasser konnten wir planschen. Danach haben wir uns noch den längsten Anleger in der östlichen Hemisphere (jaja der Begriff ist inadequat…) angesehen und durchlaufen. Der besagte Anleger stammt noch aus der Zeit nach dem Weltkrieg, als man in Neuseeland die Schafe und Rinder zum Hafen trieb und direkt geschlachtet auf Kühlbote lud, um das verwüstete Europa zu versorgen. Besonders ausgeprägt war diese Verfahrensweise am East-Coast, der als ganzer Landzug bis weit ins Inland eine einzige Farm ist. Es gibt in Neuseeland Siebzig Millionen Kühe, Rinder und natürlich Schafe auf Viereinhalb Millionen Menschen und trotzdem sind Milch und Fleisch teuer. Das liegt, wie mir vom sympathischen Hotelbesitzer erklärt wurde, am wunderbaren, komplett freien Handelsmarkt in Neuseeland. So verkauft man lieber im Export und wer im eigenen Lande auch noch etwas abhaben möchte, der Zahlt doch bitte dieselben hohen Preise. Es gibt hier keine Zuschüsse und keine Unterstützung, sodass den Farmern nichts anderes übrig bleibt, als mitzuspielen, um im Geschäft zu bleiben.
Da mir das nicht genug Aktivität für den Tag war und es mir nach Abenteuer (Querfeldeinmarsch) stand, habe ich am Abend noch den Hügel hinter dem Hostel erklommen. Mein Ehrgeiz peitschte mich bis zehn Meter unter den Gipfel, den ich dann aber im Angesicht eines Geröllhanges zu meiner Linken und Felsblöcken zu meiner Rechten nicht mit Sandalen an den Füßen beklettern wollte. Auf dem Weg nach Unten beschloss ich einen scheinbar direkteren Weg zu nehmen, endete im Dickicht und musste umdrehen, um nach einer anderen Route zu suchen. So habe ich gelernt: Nimm immer den Weg zurück, den du gekommen bist. (Denn du weißt, dass er funktioniert.) Aus einem zwanzigminütigen Spaziergang wurde also eine zwei Stunden Wanderung. Auch die Blasen, die ich mir in meinen Wanderschuhen beim Austragen von Werbezettelchen für meine Hosts (30km in zwei Tagen) gelaufen habe, dankten es mir. Zum Abend kochte ich mit Arnaud ein paar Nudeln, die wir dann zusammen mit zwei frisch angekommenen und recht planlosen deutschen Mädels (auf die meisten unserer Fragen gaben sie dieselbe Antwort: “Wir wissen [es] nicht…”) verspeisten.
Am nächsten Tage ging es schließlich weiter zum Tongariro National Park. Einen Zwischenstopp machte ich in Gisborne, um mir im dortigen Park ein wenig die Füße zu vertreten, eine Statue von Captain Cook zu bewundern und das Östlichste Observatorium der Welt anzusehen (Naja, eben nur ein kleines weißes Haus mit Kuppel :P.). Im Anschluss daran durfte ich auf einer Sechsstündigen Fahrt allerhand schöhne Natur bewundern und legte mich im Hostel nach einem kleinen Abendbrot direkt Schlafen.
Um fünf Uhr in der Frühe peitschte ich mich am folgenden Tage aus dem Bett, um das Shuttle zur Tongariro Alpine Crossing zu erwischen. Ja, auch ich habe mich mal wieder wie ein Tourist benommen und bin die berühmte 19 Kilometer lange Crossing gewandert. Trotz den, den Blick versperrender Wolken, habe ich Ansichten genossen, die mich erstaunten und die wohl in ihrer Unwirklichkeit unvergleichlich mit allem bisher gesehenem waren. Und trotzdem verspürte ich eine Ambivalenz, fühlte ich mich doch auf Grund der schieren Massen der anderen Wanderer, die auf dem Wege vor und hinter mir, mehr oder weniger motiviert marschierten, sehr gewöhnlich. Nachdem ich den großen Anstieg, der uns gleich am Anfang erwartete, fast rannte und viele überholt habe, traute ich mir zu, den, in Wolken verhüllten, Ngauruhoe (Mt. Doom aus TLOTR) zu besteigen. So machte ich mich, zusammen mit einem freundlichen Briten, an den Aufstieg. Als sich die Sicht sich dann aber auf einige Meter beschränkte und ich, in der Aussicht einen Geröllhang zu erklettern zunehmend die Nerven verlor, beschloss ich Umzukehren und meine Kräfte für die Verbleibenden 12 Kilometer auf der Crossing aufzusparen. Derselben Ansicht waren zwei junge Damen, denen ich für eine Weile der Wanderung anschloss. Gesellschaft ist manchmal eben doch dem einsamen Vor-sich-hin-grübeln vorzuziehen. Der weitere verlauf meiner Wanderung lässt sich besser Photographisch beschreiben und ich verweise hiermit wiedereinmal auf meine Photofreigabe. Nachdem mich über die letzten Kilometer die Massen, die ich zuvor überholte, ihrerseits überholten, weil meine mit Blasen übersäten Füße so furchtbar schmerzten, ging es zurück ins Hostel. Um an Toast zu sparen, kochte ich mir Pfannkuchen einer Herzhaften und sehr schmackhaften Füllung und auch am Folgetag fand ich große Freude an der Kocherei und versuchte meine Vorräte möglichst effizient zu verkochen (Spiegelei mit der restlichen Füllung und Crêpes als Toastersatz :P).
Am 23. Dezember erwischte ich die letzten sonnigen und Regenfreien Stunden, um zu den überaus ansehnlichen Tarnaki Falls zu wandern, wobei man sowohl die typische Tongariro Steppe (mit Blick auf die Vulkane), als auch den grünen Native-Bush bewundern durfte. Witzigerweise waren wir fast genau vor drei Jahren schon einmal in der Gegen und mir Stand im erstklassigen Museum und Visitor Centre Vorort ein Deja-Vu bevor. Sowohl die Wanderung als auch das Visitor Centre befinden sich nahe des Whakapapa Village, eines von Ski-Enthusiasten gegründeten Feriendorfs mit allerlei Restaurants, Kaffees und Unterkünften (Unter ihnen auch das berühmte Baudenkmal und Skihotel Chateau Tongariro, endlich einmal ein Richtiges Steingebäude!). Aus Neugier fuhr ich zu guter Letzt auch die Straße zum Skigebiet hinauf, um in Mitten von Nebel, Regen und Wolken Skilifte und Felsklippen zu bewundern (sehr Surreal).
Das Weuhnachtsfest mit Edith und Familie war sehr harmonisch und gemütlich, sodass ich es endlich einmal geschafft habe, richtig zu entspannen. Ich kann mich glücklich schätzen, so reich beschenkt worden zu sein (Danke Mutti und Papi und Omi und alle anderen ;)!). Auch das Weihnachtsabendessen im ‘München’, einem deutschen Restaurant, schmeckte überaus gut. (Ich habe irgendwie das Talent, immer den größten Appetit mitzubringen und die kleinste Portion abzubekommen. :P)
Am Weihnachtstage dann, ging ich (zum ersten Mal seit Langem) in die katholische Kirche in Khandallah und musste feststellen, das selbst ich die Gemeindegemeinschaft doch sehr vermisst habe. Auch die Predigt des humorvollen Pfarrers zum Thema “Ist Religion eine Ausflucht” (Sie ist keine, sie ist eine Hilfe … ein mittel gegen Spirituelle Armut …) war zugegebener Maßen sehr interessant.
Punkt. :) Die nächsten Tage werden hoffentlich sehr entspannt :).
Eine Frohe Weihnacht und vielen Dank für eure Geduld.