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Valentin Boettcher's Site

Sueden

Posted on in Neuseeland • 1049 words • 5 minute read

Grüße von der Südinsel.

Mit einem Tollen Blick auf das Gebirge im Norden der Südinsel verfasse ich mal wieder einen kleinen Bericht für euch. Da ich zur Zeit mal wieder dabei bin, neue Berge zu erklimmen, werde ich mich etwas kürzer fassen, als es im Anbetracht der seit dem letzten Post vergangenen Zeit vielleicht zu erwarten wäre.

Nachdem mein Auto, in dem ich klugerweise ein Licht über die Nacht brennen ließ, nach einer in aller frühe durchgeführten Starthilfe mit dem fünften Versuch dann doch noch startete, habe die die Fähre zur Südinsel noch erwischt und bin nach einer langen Tagesreise bei meinem neuen WWOOFing Host angekommen. Irgendwo im Nirgendwo auf einem kleinen Hügel liegt ein kleinen Bed and Breakfast, in dem ich nun einen phänomenalen Ausblick genießen kann. Reg Turner, mein Host, hat die Idee der Luxus-Lodges überhaupt erst nach Neuseeland gebracht und sich jetzt hier zur Ruhe gesetzt. Ich nahm, nach meiner letzten WWOOFing Erfahrung, mit etwas verschobenen Erwartungen auf die Südinsel, nur um zu erkennen, das Whakatane wohl eine Ausnahme darstellt. Mit Reg ist es ein ganz anderes Gefühl. Die eigene Arbeit wird gewürdigt, Initiative begrüßt und vor allem werden Fehler verziehen.

Ich wohne in einem kleinen Bungalow neben der Lodge und habe die ersten Nachmittage damit verbracht, denselben ein wenig zu säubern und herzurichten. Nichts Gravierendes, aber man möchte es ja gern ein wenig wohnlich haben. Ich genoss also die ersten Tage, allein zu sein und meinen Bungalow für mich zu haben. Doch bevor ich mich von der Gesellschaft abnabeln konnte, schneite ein Französischer WWOOFer herein. Welch ein Glück, denn zu mehreren macht WWOOFen immer mehr Spaß. Meddy ist Bäcker und buk, zu unserer großen Freude, gleich am ersten Tag ein wunderbares Brot. Fasziniert von dieser Kunst, bat ich darum, ich auch einmal an einem Brot versuchen zu dürfen. Gesagt, getan: Gestern habe ich schon mein drittes Brot gebacken und habe seitdem ich herausgefunden, wie schön das europäische Brot doch ist, bisher kein Toastbrot angerührt. Das Brot backen nimmt erstaunlich viel Zeit in Anspruch, ist aber, aufgrund der kreativen Freiheiten (Gemüse in’s Brot backen :P), eine sehr interessante Beschäftigung. Zwei Tage nach Meddys Ankunft waren wir dann schon vier WWOOFer. Zwei deutsche WWOOFer sind zu uns gestoßen und wir sind nun eine eifrige Task-Force für den Sommer-Cleanup. Ich selbst habe die letzten Tage, nachdem zuerst aufgrund des Regenwetters Hausarbeit angesagt war, die etwas abenteuerlich steile auffahrt mit dem Weedeater gemäht. Heute dann haben wir die Garage einmal gründlich aufgeräumt und durchetikettiert.

Erstaunlicherweise habe ich schon am zweiten Tag frei bekommen und darauf hin versucht Most Stevens zu besteigen. Auf halben Wege zum Gipfel viel mir dann aber auf, dass ich zwar mein Wasser sehr vorausschauend aufgefüllt, aber nicht eingepackt hatte. Also kehrte ich um und das zu meinem Glück, denn der Berggipfel war auf einmal in bedrohlich dunkle Wolken gehüllt. Auf dem Rückweg motivierte ich dann noch eine ganze Reihe von Unentschlossenen in das eiskalte Flusswasser zu springen, indem ich mit gutem Beispiel voran ging. Ein paar Tage später, wanderte ich zu ein paar Höhlen (Große an Virus und Familie!) und traf einen amerikanischen Reisenden aus Australien, mit dem ich mich prächtig über dies und jenes unterhielt und den ich schon bald als Freund und Seelenbruder gewann. Da ich unmöglich alle Kontaktdaten meiner überaus glücklichen Begegnungen in Neuseeland festhalten kann, habe ich jetzt eine neue Datei eröffnen müssen. Erstaunlich, wie viele tolle Menschen es gibt.

Ich war sehr glücklich als Kyle, so der Name der Wanderbekanntschaft, mir erzählte, dass ihm im Weka Workshop ähnliches widerfahren ist, wie mir. Der Wega Workshop, den ich auf einer kleinen Fahrradtour entdeckte, ist eine tolle Galerie von sehr ansehnlicher Holzarbeit. Wenn man das Grundstück, auf dem sich diese Ausstellung befinden soll, betritt, strahlt einem ein großes, rotes Schild: ‘OPEN’ entgegen. Davon eingeladen, fange ich also an durch den Garten, auf den die Einfahrt führt, zu schlendern und eifrig zu photographisch zu dokumentieren, wie schön der Ort doch sei. Nach einer Weile kommt dann der Besitzer zu mir herüber und fragt mich, wer ich denn sei und warum ich denn einfach so in fremder Leute Gärten herumschlendere. Ganz perplex antworte ich ehrlich und wenig gewitzt, dass ich wohl von dem Schild in der Einfahrt verwirrt gewesen sein musste und ich normalerweise nicht die Gewohnheit Pflege, Grundstücke als öffentlich zu betrachten. Ich hätte natürlich behaupten können, das der sehr schön angelegte Garten an sich doch schon ein Kunstwerk oder eine Gallerie, wie sie auf dem Eingangsschild beworben wurde, darstellt. Wie auch immer. Der Herr erwiderte dann, dass er nicht hinter Schildern und Zäunen leben möchte und deshalb seinen Garten nicht als privat markiert hatte. Warum er dann aber vor sein Haus eine Kette mit dem Schild ‘Private’ aufgehängt hatte, war mir dann nicht ganz klar. Vielleicht sind Ketten O.K. oder er hat Spaß daran harmlose Touristen in die Irre zu führen, die annehmen, das alles was nicht als Privat gekennzeichnete erlaubt ist. Mit dem schrecken habe ich mir dann noch die eigentliche Ausstellung angesehen. Interessante Möbel, von Brettchen, verziert mit kleinen Holzpilzen, über Lampenständer, bis hin zu verrückten Tischen und Schränken, waren zu bestaunen. Falls also jemand Interesse an einem schön verzierten Holzlöffel hat, so melde er sich jetzt!

Auch erwähnenswert ist der Ausflug zum Farewell Spit, den ich und Meddy unternommen haben. Das Farewell-Spit ist die lange, dünne aus einem einzigen langen Strand bestehende nördlichste Landzunge der Nordinsel, die man sogar mit exorbitant teueren Torbussen befahren kann. Wir sind über die nächstgelegen Hügel gewandert und hatten einen erstaunlichen Ausblick auf das von einem Sandsturm überholte Spit. Ich habe an diesem erstaunlich schöne Natur und noch viel schönere Strände sehen dürfen, muss aber zugeben, das ich selbst in Wellington noch nie so einen Wind erlebt habe. Der Wind machte alles aber noch viel interessanter, denn jeder hat Bilder vom Farewell Spit, aber wer hat schon Bilder von einem Sandsturm auf der Landzunge? Die wandernden Dünen und blauen Wellen auf dem Whariki-Beach zu betrachten, war auch eine sehr eindrucksvolle Erfahrung. Gleich zwei Landschaftswahrzeichen an einem Tag! Abends dann bin ich nach dem Brot Backen dann in mein Bett gefallen und erst gegen zwölf eingeschlafen.

So weit so gut. Das waren die bisher südlichsten Abenteuer des Valentin in einer (sehr,) sehr kurzen Fassung. Danke fürs einschalten und bis zum nächsten mal liebe Kinder :).