Episoden
Posted on in Neuseeland • 736 words • 4 minute read
So vieles habe ich erlebt. Um nicht gleich im Angesicht der Niederschrift meiner Erlebnisse zusammenzubrechen, teile ich meinen Post in kleinere, auch für den Leser angenehmere Stücke auf. So folgt auch gleich:
Erster Teil: West nach Ost
Nach eineinhalb sehr interessanten Wochen nahe Westport, ward es einmal mehr an der Zeit das Heft in die Hand zu nehmen und weiterzuziehen. Da mein Host und ich in mancherlei Hinsicht nicht ganz auf einer Wellenlänge wahren, waren wir beide Glücklich, dass sich zwei neue WWOOFer ankündigten und er somit einen einigermaßen höflichen Grund gefunden hatte, mich vorzeitig fortzuschicken. Wie tief das Problem lag, wurde mir dann erst wirklich bewusst, als ich ein wunderbar übertriebenes Review auf meinem WWOOFing Profil bestaunen durfte, indem zwar ein wahrer Kern, aber auch viel Falsches und, soweit ich es Beurteilen kann, eine blanke Lüge steckt. Trotzdem erschien mir mein Host als ehrlicher und auch umgänglicher Mensch und es fällt mir schwer, diese, seine Reaktion zu verstehen. Kultivierte Unzufriedenheit führt oft zu irrationalem Verhalten und das auf beiden Seiten. Vielleicht dachte John, er müsste die Gemeinschaft der WWOOFing Hosts vor einer so schrecklichen Gefahr, wie ich sie in seinen Augen für den ehrlichen Arbeitgeber darstelle, warnen. Ich für meinen Teil hatte einen deftigen Kratzer im Lack. Meine aktuellen Hosts schätzen meine Arbeit aber sehr und siehe da: Die Welt sieht schon viel Besser aus.
Wo ich schon einmal über vier freie Tage verfügte und es eine recht weite Strecke bis zu meinem nächsten Ziel (Christchurch) war, lag es nahe, die Zeit reisend (im touristischen Sinne) zu verbringen. Nach anfänglichem Regenguss, verbesserte sich die Lage in Punakaiki zu einem Grauen aber Regenfreien Regen. Mit einem deutschen Hichthiker, den ich auf dem Wege eingesammelt hatte, spazierte ich um die sagenumwobenen Pancacke Rocks. Ein echter Touristenfang und dazu noch ein recht Schöner. Aber im Angesicht von geteerten Wanderwegen und Menschenmassen, deren Autos den Parkplatz selbst an einem Regentag mit Leichtigkeit blockieren, erkannte ich wieder einmal, welch ein Glück ich habe, kein Tourist zu sein.
Mit dem letzten Liter Benzin und einer leuchtenden Warnanzeige schafften wir es zuletzt noch nach Greymouth, die größte Stadt am Westcoast und der Standort der ersten Tankstelle (Tankstellen: Plural! Welch eine Dekadenz!) in 100 Kilometern. Greymouth wirkt auf den ersten Blick wie Stephen Kings Derry und auch auf den zweiten Blick und erst recht auf den Dritten. Dennoch konnte ich bei klärendem Himmel einen schönen Spatziergang an der kilometerlangen Flutmauer, hin zum (sehr) kleinen Greymouth-Museum unternehmen. Als Bergbaustadt kann man in Greymouth allerlei Gerät und sogar einen (ehemaligen?) Hafen bestaunen. Das Museum erzähl viele kleine und interessante Geschichten, unterfüttert mit allerlei Fotographie.
> Da gab es einen Unternehmer, der das schnellste Dampfschiff Neuseelands besaß. Eines Tages lief sein Schiff auf Grund und wurde damit, um Strafzahlungen zu vermeiden, automatisch Eigentum der Stadt Greymouth. Das Wrack wurde alsbald durch einen Mittelsmann günstig zurück ersteigert (… wer will schon ein Schiff kaufen, dass selbst der ehemalige stolze Besitzer nicht mehr haben möchte …) und der Antrieb in ein großes ehemaliges Segelschiff verpflanzt. Das neue Schiff dampfte mit demselben Motor, aber einem vielfachen an Frachtkapazität, immer noch mit fast derselben Geschwindigkeit seines Vorgängers und damit weitaus schneller, als all seine Konkurrenten.
In einem Hinterzimmer fand sich eine komplette Sammlung aller National Geographic Heften seit den 70igern und mir stach sofort eine Ausgabe aus den späteren 80igern ins Auge. Eine recht amüsante Lektüre, aus einer Zeit, in der Computergrafik noch ganz neu, primitiv und unglaublich spannend war. Ich bin heute so sehr an die Wunder des Computers gewöhnt, dass mir diese neue Perspektive eine kleine Erleuchtung bescherte.
Stahlgraue Wellen und silberne Kieselstrände. Palmen und Flaxbüsche. Im südlichsten subtropischen Bush Neuseelands beschloss ich den Tag auf einer kleinen Wanderung. Der Queens Point Lookout bot mir einen überwältigenden Ausblick auf ein Meer aus Flax, das auf einem geradezu geometrisch abfallenden Kliff in Zerfurchte Felsen und schließlich in den Ozean übergeht.
Ein weiter Pluspunkt für Greymouth ist das hervorragende Global Village Hostel, das mit gemütlichen Betten, kostenlosen Kajaks und allerhand anderen Extras besticht. Die Küche in zunehmendes Chaos versetzend, verbrachte ich den Abend mit der Zubereitung einer frei erfundenen Pasta-Sauce (mit echten Tomaten, nicht aus dem Glas!) und verschätzte mich dermaßen in der Quantität, dass ich mir die Kocherei am nächsten Tag sparen konnte. An der Qualität allerdings, gab es nichts auszusetzen.
So kommen ein ereignisreicher Tag und ein kurzer Blogpost zu einem Ende
Es folgt: “Berge”.
Gehabt euch gut.