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Valentin Boettcher's Site

Sued Nord Westen

Posted on in Neuseeland • 1106 words • 6 minute read

Zumindest einen kleinen Bericht bin ich euch schuldig.

Meine verbleibenden Tage in Nelson waren wunderbar und wieder empfinde ich gro�e Dankbarkeit, wahr Cathy Jones doch wieder so gut zu mir. Wenn man in der Gegend ist, dann gilt es unter Reisenden schon fast als Sakrileg, den Abel Tasman National Park nicht zu bewandern. Da ich ein Greenhorn bin, habe ich mich einmal mehr für die Tagestour entschieden. Also stehe ich pünktlich um 6:30 Uhr auf, um dann 9 Uhr gerade noch mit guter Not das Wassertaxi zu erreichen. Allein die Schiffsfahrt lohnte schon des Ausflugs. Mit einem Affenzahn ging es zuerst auf eine kleine Exkursion zum Split-Apple Rock, einem in der Mitte gespaltenen, aus dem Wasser ragenden, kugelförmigen und sehr apfelähnlichen Felsbrocken, und danach durch diverse Buchten, bis ich in der Torrent Bay aussteigen durfte. Unter anderem gab es auch Neuseeländische Pelzrobben zu bestaunen. Meine Sorge, der Wanderweg würde von den Horden in den Booten (die Wassertaxis wahren bis auf den letzten Platz besetzt) überrannt werden, wurde zuerst von mir genommen, als ich erfuhr, dass alle Fahrgäste au�er mir selbst bis ganz zum Anfang des Wanderweges Fahren (ich mache ja nur eine Tagestour). Einige Minuten später ging mir dann auf, dass die Bote schon seit Tagen Hochkonjunktur feierten und ich mich beim Wandern einer reichlichen Gesellschaft erfreuen durfte. Und doch, war es wie im Paradies (und das Optische ist ja ausreichend photographisch dokumentiert und bedarf keiner weiteren Erläuterung). Alle Traumstrände wahren wie leergefegt. Kein Mensch, keine Robbe, keine Sandfly. Alle Welt wandelte auf den Wegen, denn zum Baden gab es zu viel … …. naaa …. Niederschlag! (Wer ist jetzt in poetischer Stimmung?) Immer munter zog ich also ohne Angst vor Sonnenbrand unter dem schützenden Wolkendach daher und lie� den Regen hinter mir. (Als ich einmal den Fehler machte, hinter mich zu schauen, jagte mir eine graue Regenwand einen Mordsschrecken ein!). So wnaderte ich also für meine ersten sechs Kilometer fröhlich vor mich hin, bestaunte und entspannte. Plötzlich deutet eine Dame von durchaus seriöser Erscheinung auf den nächstgelegenen Felsbrocken und erklärt mir, das ich da einen Dinosaurier sehen könne. Bevor ich antworten kann, fährt sie fort, dass man weiter unten am Hügel noch einen Waal erkennen könne und generell die ganze Küste aus allerlei Versteinertem bestehe. Ich, der ich immer noch glaube, es gehe nur um visuelle �hnlichkeiten, möchte gerade einräumen, dass der zuerst erwähnte Felsbrocken für mich wie ein Fisch aussehe, als mir die Dame mit �berzeugung entgegnet, dass sie auf der Bootsfahrt (nicht auf meinem Bot…) Knochenstaub auf den Fü�en hatte und nur Dinosaurier und Wale, nicht aber Fische dieselben aufweisen. Danach wünscht sie mir einen schönen Tag und zieht schnurstrachs von dannen. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob irgendeine Art Spa� mit mir getrieben wurde, hätte aber gern entgegnet, dass sich für allerlei unverstandene Dinge, allerlei mehr oder weniger plausible Erklärungen finden lassen können. Ich weis immer noch nicht, was ich davon halten soll. Vielleicht sollte mir das zeigen, dass jeder, der nur genügend Selbstbewusstsein besitzt, den grö�ten Humbug von sich geben, dabei aber immer überzeugend und seriös erscheinen kann.

Nach meiner Mittagspause fühlte ich mich miserabel und begann daran zu zweifeln, das ich, wenn ich mich nach schon 6 Kilometern so schlapp bin, die restlichen 14 noch schaffen kann. Zwei Kilometer später wies auf einmal ein kleiner Wegweiser auf eine kurze Abzweigung (500m) zu Cleopatras Pool hin. Keine zwei Kilometer, wie ich irrtümlicherweise in meine Gratis-Karte hineininterpretiert hatte. Eine echte Gumpe, in Korsika Qualität: Phänomenal und dann zeigt sich auch, zum einzigen mal an diesem Tag, der Sonnenschein. Nichts wie … … in’s Wasser (ätsch, schon wieder nicht gereimt). Wirklich kalt, aber ebenso erfrischend! Nach dieser kleinen Planscherei, verging der Rest der Wanderung durch die fast schon monotone Schönheit des Abel Tasman Parks wie im Fluge. Zum Abendbrot gab es nach einer, durch enorme Nachfrage bedingten, halbstündigen Wartezeit einen überaus bemerkenswert schmackhaften Burger aus dem Fat-Tui Food-Truck.

An meinem letzten Tag in Nelson war ich noch einmal in der Suter Art Gallery und habe wieder nur einen Raum geschafft, weil man schon um 4:30 Uhr schlie�t! Auf der Suche nach einer neuen Mechanik für meinen Bass bin ich dreifach am Musikladen vorbeigefahren. Danach schien mir das Glück hold zu sein, so gab es Tatsächlich einzelne Mechaniken zu kaufen. Aber immer waren die Tuner für die falsche Seite, aus welchen Ecken der Verkäufer Sie auch hervorzauberte (und der dieser Ecken gab es viele). Danach bin ich aus Zufall noch einem Schild zum “Center of New Zealand” gefolgt und hatte einen tollen Ausblick auf Nelson und das quietschblaue Meer.

Jetzt bin ich am Westcoast und schreibe diesen Blogpost im gemütlichen Sofa des netten Hosts. Ich wohne hier einmal mehr irgendwo im Nirgendwo und wir haben nur Solarstrom und Regenwasser. ‘Nur’ ist vielleicht zu kurz getreten, denn wir kommen damit ohne gro�e Limitierungen über die Runden und ich bin erstaunt, wie wenig Solarpaneele er auf dem Dach hat. Schon an meinem ersten Tag wurde mir eröffnet, dass man (John, der Host, sein Freund Michael und die 3 anderen WWOOFer) am Wochenende einen Campingausflug in die Berge antreten wollte, um den Weg mit Sägen und Scheren wieder gangbar zu machen aund zu markieren. Hurra … soll ich jetzt in Freude oder Angst ausbrechen? Ich habe noch nie in der Natur gecampt … will ich diese Erfahrung überhaupt machen? Ich nahm die Herausforderung an und so ging es 5:30 in der Frühe los und ab in den Bush! Motivierende Sprüche wie: “Das Gefühl Durst zu haben ist nichts schlimmes” (im Angesicht unserer begrenzten Wasservorräte) brachten uns schon einmal in die rechte Stimmung :).

Zusammenfassend ausgedrückt muss ich eingestehen, dass der Trip schrecklich grausam, aber lehrreich und eine tolle, besser nicht zu Wiederhohlende Erfahrung war. Selbst der “professionelle” und abgehärtete Host John, der als Arzt schon in Afganistan und am Südpol war, musste zugeben, dass der Trip wohl eher “extrem” war. Im Grunde sind wir zwei Tage lang klitschnass einen Berg hinauf (leider nicht ganz bis zum Gipfel) und danach eben wieder hinab gestiegen. Dabei hatten John und Michael den Zustand des Tracks an beiden Tagen etwas sehr optimistisch eingeschätzt. Da meine Regenjacke leider nicht wasserdicht war und ich zu wenig Wechselsachen eingepackt hatte, war ich wohl aber wohl eher selbst an meinem Unglück schuld. Der sonnige Abend auf einem Hügel auf halben Weg bergauf (unserer “Camp-Site”) belohnte die Mühe mit tollen Ausblicken, Trockenheit und einem gewissen Siegesgefühl.

Während der letzten Tage habe ich den Westcoast auf weniger dramatische Weise erforscht und sehr viel Schönes gesehen. Die Fotos werden folgen, sobald ich wieder eine gute Internetverbindung habe.

Bis dahin: Alles Gute und danke für’s lesen.